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FakirCorp Analytics

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Bei FakirCorp stehen zahllose Server, die unentwegt Überwachungskamerastreams wegspeichern. Jeder Geschäftsmann in der Stadt kann sich kostenlos von FakirCorp in seinem Laden Kameras installieren lassen, damit man bei FakirCorp genau weiß, was die Kunden in den Läden machen. Dafür gibts ein paar Glasmurmeln von FakirCorp und wohlwollen.

Zuerst sind es nur wenige Geschäftsleute, die sich den Laden überwachen lassen. Weil so eine Kamera aber im laufenden Betrieb irgendwann garnicht mehr auffällt, stört man sich auch nicht weiter daran. Nach und nach gibt es in fast allen Geschäften Kameras.

Jeder einzelne Geschäftsmann verkauft seine Kunden an FakirCorp - es gibt keine Ecken mehr, in denen die Kunden einkaufen können, ohne gefilmt zu werden. Ein Mosaik entsteht - ein Netz ohne Lücken.

Ein Kunde mit einem roten Hut wird mit einem X markiert und egal wohin er geht - er ist immer im Visir.

Es gibt kein verstecken.

Der Mann mit dem roten Hut kauft verdächtig viel Milch, geht in eine Apotheke, dann in den Baumarkt. Er tankt weniger als sonst und hat in seinem FakirCorp-Kalender einen ungewöhnlichen Termin eingetragen. Der Mann mit Hut schreibt emails über das FakirCorp-Postfach. Man kann sie nicht lesen, aber weiß, wann und an wen er schreibt.

Das tut er mit seinem Telefon mit FakirCorp-Betriebssystem. Den FakirCorp Apps kann man trauen - das weiß er.

Hin und wieder schaut er zur Zerstreuung beim FakirCorp-Videodienst FakirCorpTube ein paar Clips. Welche, worüber und wie lange, weiß man genau.

Man kennt auch jeden Kommentar, jedes Abo.

FakirCorp kennt jede Schwäche vom Mann mit Hut. Jedes schmutzige Geheimnis. Und FakirCorp verkauft diese Informationen an Schlangen.

Wenn die Schlangen dann um 2 Uhr morgens Werbung einblenden - solche, in der für Hackenschuhe geworben wird, mit denen man am besten Frösche zertreten kann - können sie sicher sein, dass der Mann mit dem roten Hut alleine am Rechner sitzt. Seine Frau geht immer schon um 23 Uhr schlafen. Sie weiß nichts von seinem fetisch. FakirCorp schon - auch, wann seine Frau für gewöhnlich schläft - und kann es den Schlangen verraten.

Irgendwann tut jemand etwas, dass FakirCorp nicht gefällt oder FakirCorp wird gehackt. Vielleicht gibts auch einen Regierungswechsel im Land, in dem FakirCorp den Firmensitz hat.

Lieber Leser, mich gruselt das.

Jeder einzelne, der seine Kunden verkauft, verrät vielleicht nicht besonders viel über sie, aber die Komplexität entsteht mit der Masse. Das begreift ein Mensch nicht. Das Gehirn kann sich so ein Riesenmuster nicht vorstellen. Ebensowenig wie die Zahl 43564385792342990035.

Und die, die den Hauch einer Ahnung davon bekommen, können sich nur noch schwer mitteilen, weil man es schlecht erklären kann.

Wieviel des "Richtigen" gibt man auf für ein paar Glasmurmeln oder Positionen in einer Liste auf einem Bildschirm?

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Eigentlich müsste man sich entscheiden